Oberberg-Aktuell.de: Erstmals kein Sieg in der SCHWALBE arena: Deutsche Handballer spielen Unentschieden
21.03.2022
Gummersbach – Vor den WM-Playoffs spielt das Gislason-Team im ersten Härtetest gegen Ungarn 31:31 – Köster erzielt in seinem Wohnzimmer zwei Tore.
Zum dritten Mal gastierte die deutsche Handballnationalmannschaft in der Gummersbacher SCHWALBE arena. Nach 2014 gegen Finnland und 2016 gegen Österreich empfing das Team von Alfred Gislason am Samstagnachmittag im Rahmen der Vorbereitung auf die Playoffs zur Weltmeisterschaft 2023 im April die Auswahl aus Ungarn. Die Magyaren zeigten sich dabei vor den Spielen gegen die Färoer Inseln als der erwartet schwere Prüfstein.
Laut wurde es schon vor dem Spiel: Julian Köster wurde in seinem Wohnzimmer bereits beim Einlaufen lautstark gefeiert. Der Gummersbacher, der am Mittwoch seinen 22. Geburtstag feierte, gilt spätestens seit der Europameisterschaft im Januar als einer der größten deutschen Shooting-Stars und machte sein zwölftes Länderspiel im DHB-Trikot. Im Vorfeld der Partie hatte er angekündigt, in eine zentrale Rolle hineinwachsen zu wollen. „Langfristig will ich im Innenblock spielen – ob es im Heimatverein ist oder auch hier in der Nationalmannschaft“, sagte er Handball-World.
Im ersten Pflichtspiel nach der Corona-Europameisterschaft gelang Deutschland allerdings erstmals kein Sieg im Oberbergischen. Im ersten von zwei Tests gegen die Ungarn (morgen treffen beide Teams in Kassel erneut aufeinander) musste sich die DHB-Auswahl vor 2480 Zuschauern mit einem 31:31-Remis begnügen. Beide Teams mussten dabei auf einige Spieler verzichten und nutzen die Partie zum Experimentieren.
Deutschland begann schwungvoll und ging zunächst mit 5:2 (7.) in Führung – es sollte die höchste Führung im gesamten Spiel bleiben. Defensiv war das Gislason-Team häufig zu langsam und kassierte einige Zeitstrafen. Der neuformierten Abwehr fehlte nach den Rücktritten von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek noch die Stabilität. Julius Kühn musste bereits nach neuneinhalb Minuten auf die Strafbank, sodass Köster zu einer frühen Einwechslung kam und auch gleich das 8:6 (12.) markierte. Keine Minute später hatte der Gummersbacher aber schon wieder Pause: Auch er erhielt eine Zeitstrafe.
Logische Konsequenz der vielen Unterzahlphasen: Ungarn kam nicht nur zum 8:8-Ausgleich, sondern übernahm beim 10:11 (19.) durch Patrik Ligetvari auch erstmals die Führung. Überhaupt war von nichts von einem Freundschaftsspielcharakter zu spüren: Beide Teams agierten immer wieder an der Grenze des Regelwerks. In dieser Phase war es vor allem Julius Kühn, der das deutsche Team im Spiel hielt. Beim 12:11 netzte der Melsungener bereits zum fünften Mal. Auf beiden Seiten sahen die Torhüter wenig Land, sodass die Zuschauer bis zum 17:16-Pausenstand ein munteres Spielchen sahen.
Im zweiten Durchgang beorderte Alfred Gislason nicht nur Till Klimpke zwischen die Pfosten, sondern brachte mit David Schmidt, Timo Kastening und Marcel Schiller auch frische Kräfte auf dem Feld. Während die beiden Außen sofort trafen, verbuchte der Wetzlarer Keeper zwei Paraden in seiner Statistik. Zum kurzen Aufreger taugte die 37. Minute: Ungarns Gábor Ancsin wurde von den portugiesischen Referees völlig zurecht frühzeitig zum Duschen geschickt, nachdem er Luca Witzke hart gefoult hatte.
Für den Leipziger kam Juri Knorr in die Partie und war sofort auf Betriebstemperatur. Seinen genialen Momenten war es zu verdanken, dass Deutschland die knappe Führung verteidigte. Bitter: Julian Köster konnte in dieser Phase ein Kempa-Anspiel nach einer traumhaften Kombination nicht verwerten. Der immer stärker werdende ungarische Keeper Márton Székely (8 Paraden) pflückte den Ball mit einer starken Parade aus dem Winkel.
27:26 (49.) hieß es bei der zweiten Auszeit Gislasons, in der der Isländer auf eine 3:2:1-Deckung mit Köster als Indianer umstellte. Eine schnelle Zeitstrafe gegen Deutschlands besten Spieler Fabian Wiede beendete das Experiment aber auch schnell wieder. Die Partie wurde nun zusehends hektischer: Gergo Fazekas traf zum 29:30 (55.), Juri Knorr und Fabian Wiede mit wunderbarem Kempa-Trick konterten jeweils mit dem Ausgleich zum 30:30 und 31:31 (58.).
Der Berliner war es auch, der den Siegtreffer auf der Hand hatte, nachdem Adam Juhasz eine Minute vor dem Ende gescheitert war. Sein Dreher landete aber nur am Pfosten. Der letzte ungarische Wurf Angriff wurde von den Unparteiischen wegen eines Stürmerfouls abgepfiffen, Wiedes finaler Wurf aufs leere Tor der Magyaren flog nach der Sirene ins Toraus.
„Wir haben in der ersten Halbzeit und auch Teile der zweiten Halbzeit sehr gut angegriffen“, meinte Bundestrainer Gislason nach dem Spiel beim TV-Sender Sport1, fand aber auch Punkte zur Kritik: „Vorne haben wir mindestens fünf, sechs Chancen liegen lassen. Das darf gegen eine gute Mannschaft nicht passieren.“ Auch die Defensive stand dem Isländer noch zu instabil: „Wir hatten im Innenblock zu viele Lücken und waren nicht beweglich genug.“
Deutschland:
Fabian Wiede (9), Julius Kühn (5), Johannes Golla, Juri Knorr (je 4), Luca Witzke, Julian Köster (je 2), Marcel Schiller (2/1), Lukas Mertens, Lukas Zerbe (je 1).
Ungarn:
Pedro Rodriguez (7), Adam Juhasz, Peter Kovacsics (je 4), Egon Hanusz, Zoltan Szita (je 3), Zsolt Balogh (2/1/, Csaba Leimeter, Patrik Ligetvari, Szabolcs Szöllösi (je 2), Gergo Fazekas, Petar Topic (je 1).
Siebenmeter
1/1 – 1/2 ( Balogh scheitert an Klimpke)
Zeitstrafen
12:8 Minuten
Zuschauer
2.480
Schiedsrichter
Duarte Santos / Ricardo Fonseca (Portugal)
Quelle: Oberberg-Aktuell.de
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